München / Feldmoching / Schwarzhölzlsiedlung
Der Name stammt vom „Schwarzhölzl“ an der Straße Dachau-Schleißheim zu dem die Schwarzhölzlstraße führt. Die ersten Hausbauten an der heutigen Schwarzhölzlstraße nordwestlich von Feldmoching erfolgten Ende des 19. Jahrhunderts. Nach der Eingemeindung ließ die Stadt keine weiteren Bauten mehr zu. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Schwarzbauten, die zunächst von der Stadt geduldet wurden. Am 17. März 1961 wurde der „Siedlerverein Schwarzhölzl“ gegründet. Der Stadtrat beschloß am 04. März 1964 die Beseitigung der Siedlung, weil auf Grund des Grundwasserstandes eine ordnungsgemäße Erschließung des Gebietes nicht möglich sei. Der Beschluß wurde am 12. Juli 1967 wieder aufgehoben. Eingemeindung am 01. April 1938 als Ortsteil von Feldmoching.
Geschichte der Schwärzhölzsiedlung und des Siedlervereins Schwarzhölzl e.V.
Die Entstehungsgeschichte der Schwarzhölzlsiedlung
Die ersten Häuser unserer Siedlung entstanden bereits im 18. Jahrhundert, wie jenes, das der berühmte Radrennfahrer Thaddäus Robl 1906 unweit des Mühlbaches für seine Mutter baute. Die „Villa Thaddy“, ursprünglich Moosstraße 134, ist heute unter der Schwarzhölzlstraße 48 zu finden. Nach der Jahrhundertwende, insbesondere nach dem 1. Weltkrieg folgten weitere Häuser mit Genehmigung des Bezirksamtes München und der Gemeinde Feldmoching. Als am 01. April 1938 Feldmoching nach München eingemeindet wurde, übernahm die Stadt zwar das Siedlungsgebiet, ließ aber fortan hier keine Bauvorhaben mehr zu. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kamen nach München viele Flüchtlinge. Sie suchten alle eine menschenwürdige Unterkunft. Nun gibt es einen Menschenschlag, der sich in einer Mietwohnung nicht wohl fühlt, der gerne in den eigenen Wänden lebt. Aber in der Zeit nach 1945 war es schier unmöglich, eine Wohnung zu bekommen. Aufgrund ihrer Abstammung aus der einkommensschwachen Arbeiterschicht wären die Leute der Schwarzhölzlsiedlung, mit Initiative zur Selbsthilfe, alle Bewohner von Sozialwohnungen gewesen. Die Ansiedlung wurde auch durch folgende Tatsachen erleichtert. Die Bauern verkauften billig den Grund, damit sich die Leute selber helfen konnten. Die bebauten Grundstücke lockten weitere Siedler in dem Glauben dort bauen zu dürfen. Die Stadt München konnte keine Wohnungen zur Verfügung stellen. Aus der Not der damaligen Zeit entstanden in München 29 „wilde Siedlungen“. Hinsichtlich der schwierigen Situation und der Eigeninitiative der Bürger freundete man sich mit dem damaligen Zustand an. Die rechtliche Sachlage war für beide Parteien unbefriedigend, deshalb strebte man eine Lösung an. Außerdem sollte die Versorgung mit Strom und die Be- und Entwässerung sichergestellt werden.
Der Absiedlungsbeschluss
Im Jahre 1959 boten die Siedler in einem Brief der Stadt München aufgrund der teilweisen Bebauung vor dem Krieg, der darauf folgenden Annahme der Siedler beim Grundstückskauf „im guten Glauben“ keine Einwände der Stadt zu erwarten und in Anbetracht der vergangenen Zeit an das ganze Gebiet bis zum Würmkanal in die Bebauung einzuplanen. Folglich sollten die „angeblichen Schwarzbauten“ in ordnungsgemäße Bahnen gelenkt werden. Leider erging diesen Siedlern hierzu keine Antwort seitens der Stadt. Es folgte am 05. September 1960 ein Antrag auf Erklärung als Wohnsiedlungsgebiet, worauf wiederum keine Beantwortung folgte. Am 28. November 1960 stellte der Bezirksausschuss des 33. Stadtbezirks mit Vorsitz von Herrn Pickl den Antrag das Gebiet links und rechts der Schwarzhölzlstraße zur Bebauung von Siedlungshäusern zu erschließen. Die beteiligten Landwirte, die Bürgerversammlung und der BA gaben eine gleichlautende Empfehlung an die Stadt weiter. Bürgermeister Bayerle antwortete in drei Briefen. Eine Bebauung sei angesichts des hohen Grundwasserstandes und der damit verbundenen neuen gesetzlicher Bestimmungen nicht durchführbar. Erst am 09. März 1961 kamen hierzu genauere Angaben der Stadt München. Wegen eines Grundwasserstandes von 0,5m unter Geländeoberkante sei eine ordnungsgemäße Erschließung nicht möglich. Jedoch war ein Jahr zuvor bei gleichen Grundwasserverhältnissen einer Erschließung der Untermühle zugestimmt worden. Der zwischenzeitlich gegründete Siedlerverein Schwarzhölzl e.V. schlug am 2. Februar 1962 Herrn Bürgermeister Bayerle eine Besichtigung durch eine Stadtratskommission vor. Zudem drängte der Siedlerverein die Frage der Entwässerung zu klären. Das Kreisvemaltungsreferat teilte am 14. Februar 1962 mit, dass dann eine Bebauung möglich wäre, wenn ein Anschluss an das städtische Kanalnetz durchgeführt werden könnte. Dies wäre erst nach Errichtung der Entlastungsstadt Oberschleißheim möglich, da hierfür die zweite Kläranlage mit dem Westsammler gebaut werden müsste. Es reihten sich viele und ergebnislose Schreiben an Schreiben zwischen den Siedlern, Bürgermeister Bayerle und der Stadt. Der Siedlerverein Schwarzhölzl e.V. trug dabei der Stadtverwaltung zahlreiche Lösungsmöglichkeiten vor, jedoch ohne Erfolg. Am 04. März 1964 fällte die Vollversammlung des Stadtrates den Beschluss, die Siedlung an der Schwarzhölzlstraße zu beseitigen. Die Siedler und deren Vertreter hörte man nicht an. Außerdem fand die angeregte Besichtigung nicht statt, obwohl dies der Bürgermeister zugesagt hatte.
Die Aufhebung des Absiedlungsbeschlusses
Auf Drängen der Siedler fand am 19. März 1964 eine Besprechung statt, bei welcher mit heftigem Protest gegenüber der Stadt aufgetreten wurde. Endlich bedachten am 16. Juni 1964 Mitglieder des Stadtplanungsausschusses, des Bezirksausschusses 33, Vertreter des Bayrischen Siedler- und Eigenheimverbundes, der Lokalbaukommission, des Kommunalreferates und anderer Dienststellen zusammen mit Oberbürgermeister Herrn Dr. Vogel die Siedlung mit einer Besichtigung. Die künftigen Jahre waren durch das unermüdliche Bemühen der Siedler zur Beseitigung des Absiedlungsbeschlusses gekennzeichnet. Die Resonanz bei den städtischen Dienststellen war gering in einer Zeit in der die Olympischen Spiele 1972 Prioritäten setzten. Die Stadt betrieb eine Art „Zermürbungstaktik“, wogegen der damalige Vereinsvorsitzende Herr Josef Koch sich mit energischen Schreiben wandte. Überraschend kam am 12. Juli 1967 nochmals das Problem der Schwarzhölzlstraße vor die Vollversammlung des Stadtrates. Der Stadtbaurat beantragte einen Anschluss der Schwarzhölzlsiedlung an das Wassernetz der Stadt wegen Seuchengefahr. Die Stadtverwaltung wurde vor die Wahl gestellt, entweder eine Teilsanierung durchzuführen oder den Absiedlungsbeschluss auszuführen. Somit wurde der Absiedlungsbeschluss aufgehoben, jedoch keine endgültige Sanierung der Siedlung in Aussicht gestellt. Nach fertig gestelltem Wasseranschluss stellte der Siedlerverein erneut einen Antrag auf Parzellierung der Grundstücke und Genehmigung der Häuser in der Schwarzhölzlsiedlung. Abermals erfolgte eine Ablehnung mit der Begründung des zu hohen Grundwasserstandes. Außerdem wäre in Anbetracht der ungeordneten Bebauung ein Bebauungsplan nicht möglich.
Der Kampf um das Fortbestehen der Siedlung
Nach den Olympischen Spielen besann man sich der Frage nach der Sanierung der Siedlung. Die anschließende Resolution wurde auf der Versammlung der Siedler am 8. Juni 1973 beschlossen. „Endgültige Sanierung der Siedlung bis 1975 und Forderung nach einem Bebauungsplan für ein zukünftig gelenktes Wachstum“. Ein weiterer Antrag erging am 10. Februar 1974 an die Stadt mit dem Inhalt allen bebauten Grundstücken der Schwarzhölzlsiedlung ein Baurecht zu geben und Neubauten mit Dreikammer-Abwasser-Anlagen zu genehmigen. Da die Ausweisung von Bauland von der Regierung von Oberbayern genehmigt werden musste, stellte die Stadt einen entsprechenden Antrag. Dieser wurde abgelehnt mit der Begründung des zu hohen Grundwasserstandes.Diese veraltete Begründung des zu hohen Grundwasserstandes zog sich wie ein roter Faden durch die ganzen Verhandlungen. Inzwischen sank durch vielfältige Einflüsse das Grundwasser auf der gesamten Schotterebene Münchens ab. Es wurden grundwasserhemmende U- und S-Bahn-Tunnel gebaut, Hochhäuser mit sehr tiefliegenden Fundamenten errichtet, die riesigen Tiefbauwerke Stachus und Marienplatz entstanden und auch die wasserziehende Regattaanlage zeigte hier ihre Wirkung. Dennoch galt in den Amtsstuben unverändert ein Grundwasserstand, welcher vor dem 2. Weltkrieg Bestand hatte. Laufende Eigenmessungen der Siedler an der Schwarzhölzlstraße seit 1968 ergaben jedoch einen durchschnittlichen Grundwasserstand von ca. zwei Metern Geländeoberkante.
Der Siedlerverein Schwarzhölzl e.V.
Die Vereinsgründung am 17. März 1961 vereinigte die jahrelange Interessensgemeinschaft der Siedler an der Schwarzhölzlstraße. Als eingetragener Verein beim Amtsgericht München mit dem ersten Vorsitzenden Herrn Rudolf Kern. Der Siedlerverein wurde als Schutzbündnis gegen die Stadt gebildet mit dem Ziel der Genehmigung und Sanierung der Siedlung. Natürlich sind alle Belange eines sonstigen Siedlervereins ebenfalls Teil des Vereinslebens, wie Förderung des Siedlungswesens, Fachauskunft über Obst- und Gartenbau oder Rechtsauskunft durch den Bayrischen Siedler- und Eigenheimerverbund. Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Organisation von geselligen Veranstaltungen zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls und Förderung des Gemeinsinns. (Weihnachtsfeier, Maifest, Sommernachtstanz, Busfahrten usw.) Nachfolger des ersten Vorsitzenden Herrn Rudolf Kern wurde am 19. April 1963 sein bisheriger Stellvertreter Herr Josef Koch, welcher den Verein neun Jahre leitete. Seinem außerordentlichen Bemühen und seinem tatkräftigen Einsatz ist es zu verdanken, dass der Absiedlungsbeschluss zurückgenommen wurde. Herr Josef Koch wurde wegen seiner Verdienste 1971 zum Ehrenvorsitzenden der Siedlervereins Schwarzhölzl e.V. ernannt. Erster Vorsitzender zum 25. Jubiläum war Herr Heinrich Rösl jun., sein Stellvertreter Herr Hubert Kotzur. Da der Siedlerverein Schwarzhölzl e.V. versuchte für seine Mitglieder den Bestand ihres Eigentums und ihre Heimat zu sichern, war dieser mehr als jeder andere kommunalpolitisch verstrickt. Häufiges Herantreten an die Öffentlichkeit hatte eine starke Vertretung der Siedlerbelange bewiesen.
Die Schwarzhölzlsiedlung vor 40 Jahren
Im Frühjahr des Jahres 1974 führte der Siedlerverein Schwarzhölzl e.V. eine Umfrage durch. Die Beteiligung lag bei 90%. Die „Volkszählung der Siedlung“ ergab 247 Personen mit Angaben, somit nach einer Hochrechnung 270 Personen, davon 44 schulpflichtige Kinder. Das Durchschnittsalter lag bei 36 Jahren. Weiterhin stellte sich heraus, dass insgesamt die sozial schwachen Schichten überwogen. Darüber hinaus gab es 2 Studenten, 32 Rentner und 45 Personen waren als Vertriebene registriert. Fast 20% der Bewohner der Schwarzhölzlsiedlung hatten hier eine neue Heimat gefunden, vor allem in den ersten Nachkriegsjahren, als die Stadt dankbar war über die Eigeninitiative dieser Bevölkerungsgruppe. Die Quote der berufstätigen Frauen lag bei 55%. Über 90% der ausgeübten Berufe der Männer konnte man dem Baugewerbe oder Fabriktätigkeiten zuordnen. Der Anteil der Angestellten lag bei 6%. Zu ca. 66% war die Bausubstanz massiv, der Rest in Holzbauweise, Wellblech oder Ähnlichem. Mit erstaunlichem Interesse wurde die Unterkellerung von 22 Häusern wahr genommen, vor dem Hintergrund des Grundwasserstandes von 0,5 m Geländeoberkannte. Meist hatten die Häuser nur ein Erdgeschoss, einige wenige zwei vollwertige Stockwerke. Der Zustand von 60% der Häuser konnte mit normal angegeben werden. Ein Anteil von 22% sollte dringend repariert werden, was jedoch nur in gesetzeswidriger Weise möglich wäre. Notfälle wurden sichtbar durch die Betrachtung der Wohnfläche der einzelnen Häuser. Teilweise hatten 52 Siedler nur je 12qm Wohnfläche zur Verfügung. Der größte Härtefall war eine Familie mit 5 Personen auf einer Fläche von 30qm. Das entsprechende Baujahr der Wohnhäuser lag meist vor 1960 in einer Zeit der größten Wohnungsnot. Dies bewies zudem das geringe Wachstum der Siedlung. Lediglich zur Verbesserung der Wohnsituation wurde einiges beigetragen, wie die Verlegung von Starkstromleitungen zu 40%, Elektroheizungen zu 14% und Telefonanschlüssen zu 60%. Leider gab es immer noch Bewohner, welche ohne Stromanschluss und Wasseranschluss leben mussten. Über 100.000qm befanden sich im Besitz der Grundeigentümer, die ihre Häuser meist selbst mit ihrer Familie bewohnten. Die durchschnittliche Grundstücksgröße lag bei 1.479qm, dabei konnte man etwa die Hälfte der Grundstücke nur über Privatwege erreichen, was für eine eventuelle Sanierung eine ungünstige Bebauungsdichte darstellte. Die Dringlichkeit der Forderung zeigte auch folgende Aufzählung: 20% aller Haushalte waren ohne Bad, 12% aller Haushalte waren ohne Toilette mit Spülung, 37% verfügten über eine Drei-Kammer-Kläranlage, über 50% hatten eine ungenügende Abwasserbeseitigung, 10% hatten keine Abwasserbeseitigung. Fast alle Siedler wollten in der Schwarzhölzlsiedlung bleiben, sofern ein menschenwürdiges und gesichertes Leben in Aussicht gestellt werden konnte. Bauliche Veränderungen könnten nur mit einer Genehmigung ausgeführt werden. Somit zeigten sich im 20.Jahrhundert Zustände in unserer Siedlung, die einer „Weltstadt mit Herz“ und auch unserem Sozialstaat nicht würdig waren.
Lösungsmöglichkeiten zur Legalisierung der Schwarzhölzlsiedlung
Es boten sich zwei Möglichkeiten an: 1. Für das Gebiet der Schwarzhölzlsiedlung sollte ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Jedoch wird ein solcher Plan von der Regierung von Oberbayern nur genehmigt bei vorhersehbarem Kanalanschluss innerhalb der nächsten 5 Jahre. Die Befürchtung war ein zu erwartender Kanalanschluss erst innerhalb der nächsten 15 Jahre, wobei Feldmoching und die Lerchenau vermutlich vorrangig behandelt würden. Die Möglichkeit eines Kanalanschlusses nach Oberschleißheim mit Anbindung der Grashofsiedlung blieb offen. Dann könnten wegen einer gesicherten Be- und Entwässerung die bestehenden Häuser genehmigt werden. 2. Die Häuser im Siedlungsbestand würden eine Genehmigung nach Errichtung einer Drei-Kammer-Abwasseranlage erhalten. Dies wäre denkbar wegen des gemessenen geringeren Grundwasserstandes als 1,5 m, welches widersprüchlich zum Wassergutachten aus dem Jahre 1886 der Stadt München stand. Ziel war es die Behörden mit Beweisen zu überzeugen. Rettet die Schwarzhölzlsiedlung – jetzt! Diese Schrift, welche am 8. August 1974 im Lokalanzeiger des 33. Stadtbezirks veröffentlicht wurde, war eine Kampfansage des Siedlervereins an die Stadt München. Konsequent wurde auf allen Bürgerversammlungen der kommenden Jahre ein Antrag auf Sanierung der Schwarzhölzlsiedlung gestellt. Auch anlässlich eines Volkswandertages 1977 verteilte man in einer Auflage von 20.000 Stück in München-Nord die Siedlungsgeschichte mit der Forderung nach Sanierung. Durch den Zusammenhalt steigerten sich die geselligen Aktivitäten, wie jährliche Tagesfahrten, Weinfahrten und Wochenkulturfahrten. Im Hintergrund der Stadtverwaltung entwickelte man, vermutlich genervt von den wiederkehrenden Anträgen, Ideen zur Auflösung der Siedlung. Deshalb erhielt 1977/78 Herr Dipl. Ing. Christian F. Müller, ein freischaffender Architekt und Stadtplaner, einen Auftrag der Verwaltung für eine Kostenschätzung zur Beseitigung der Siedlung. Diese Studie legte Herr Müller der Stadtverwaltung, dem Baureferat und der Stadtplanungsgruppe im Oktober 1978 vor. Neben der ersten vollständigen Erfassung der Besitzverhältnisse und Gebäude, gab Herr Müller einen kurzen Einblick in die Geschichte, die Lage, die technische Infrastruktur und die Bausubstanz. Herr Dipl. Ing. Christian F. Müller nahm seine Aufgabe sehr ernst, ahnte auch die Absicht der Verwaltung zur Absiedelung. Herr Müller lieferte seine Studie mit der Ergänzung zweier Alternativen für eine mögliche Sanierung ab. Dies war der Beginn einer positiven Entwicklung.
Das Verfahren zur Legalisierung
Das Planungsreferat der Stadt München schlug 4 Verfahrensschritte vor.
1. Mit den Siedlern wird eine Vereinbarung ausgearbeitet, in der die Grundeigentümer ihre Bereitschaft erklären, unter den nachstehenden Voraussetzungen an den notwendigen Verfahren mitzuwirken, entsprechende Verpflichtungserklärungen gegenüber der Stadt abzugeben und zu gegebenerZeit auf dieser Basis und nach Maßgabe der noch auszuarbeitenden planerischen Festsetzungen einen Vorschlag für eine freiwillige Umlegung auszuarbeiten.
(a) Die Grundstücke müssen so bemessen werden, dass in der Regel die bestehenden und auch zukünftigen Ersatzgebäude einer GFZ von ca. 0,4 entsprechen.
(b) Die Eigentümer von Grundstücken im Umgriff der Siedlung müssen sich verpflichten, den Grundstücksanteil, der auf die künftigen öffentlichen Flächen enfällt, unentgeltlich abzutreten.
(c) Die Grundeigentümer sollten die Kosten für die Herstellung der inneren Erschließungsmaßnahmen übernehmen. Beispielsweise die Kanäle ab Beginn der Siedlung und die Erschließungsstraßen.
(d) Sollten im Vollzug der freiwilligen Bodenordnung bei einzelnen Beteiligten Zuteilungsschwierigkeiten entstehen, haben die an der freiwilligen Umlegung Beteiligten selbst für eine befriedigende Regelung z.B. durch Abfindung in Geld oder durch Grundstücke außerhalb des Umlegungsgebietes zu sorgen.
(e) Die Beteiligten haben darauf bedacht zu sein, dass der Vollzug der Bodenordnung keine sozialen oder wirtschaftlichen Härten bei Mietern bzw. Pächtern auslöst.
2. Das Planungsreferat wird mit der Regierung von Oberbayern abklären, ob deren grundsätzliche Bedenken gegen eine Änderung des Flächennutzungsplanes und die Aufstellung eines Bebauungsplanes für Wohnbebauung um den Bereich der Schwarzhölzlsiedlung nach Maßgabe der städtebaulichen Eckdaten ausgeräumt werden können, wenn sich die Siedler auf die vorgeschlagene Lösung verständigen können und die Stadt bereit und in der Lage ist, die äußere Erschließung, insbesondere den Kanalanschluss herzustellen.
3. Wenn die Vereinbarung mit den Siedlern einerseits und die Zustimmung der Regierung von Oberbayern andererseits erreicht worden ist, wird das Planungsreferat als Voraussetzung für die Bodenordnung unverzüglich städtebauliche Eckdaten für einen Bebauungsplan ausarbeiten.
4. Bis zur Rechtsverbindlichkeit eines aufzustellenden Bebauungsplanes muss es bei der bisherigen Regelung im bauaufsichtlichen Bereich bleiben, da durchweitere bauliche Veränderungen die oben aufgezeigten Probleme verschärft würden und die Aufstellung eines Bebauungsplanes zusätzlich erschwert würde.
Seit August 1981 bemühte sich nun der Siedlerverein Schwarzhölzl e.V. mit den etwa 100 Umlegungsbeteiligten einen Konsens herbeizuführen. Als größtes Problem stellten sich die Kosten für Bebauungsplan und die innere und äußere Erschließung dar, welche Oberbürgermeister Herr Kronawitter nicht dem steuerzahlenden Münchener Bürger auferlegen wollte. Nach vielen Berechnungen, Planungen und Modellen einigte man sich auf eine Staffelung der Kostenbeteiligung nach Grundstücksgröße. Auf dieser Basis wurde in Zusammenarbeit mit dem städtischen Vermessungsamt ein Bebauungsplan erarbeitet, dem bis zum Druck der Festschrift vor 25 Jahren 95% aller Beteiligten zustimmten.
Die Entwicklung der Schwarzhölzsiedlung in den letzen 30 Jahren
1987 Bebauungsplanentwurf
Das Planungsreferat wurde am 22. Juli 1987 von der Vollversammlung des Stadtrates beauftragt, einen Bebauungsplanentwurf zu erstellen und das Verfahren nach §3 Abs. 1 BauGB durchzuführen.
Bild aus dem Bebauungsplanentwurf
1990 Umlegungsentwurf
Der Stadtrat hat dem vorliegenden Entwurf des Bebauungsplanes mit Grünordnung am 14. März 1990 im Konzept zugestimmt und das Komunalreferat beauftragt einen konkreten Umlegungsentwurf zu erarbeiten, dazu die rechtsverbindlichen Zustimmungserklärungen der Siedler und eine Entscheidung des Stadtrates über die förmliche Einleitung des Umlegungsverfahrens einzuholen.
1991 Umlegung beschlossen
Der Stadtrat hat für die im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 601a gelegenen Grundstücke die Anordnung der Umlegung am 20. Juni 1991 beschlossen und das Planungsreferat beauftragt, die Billigung des Bebauungsplanes Nr. 601 a herbeizuführen.
1991 Genehmigung Bebauungsplan
Der Stadtrat hat den Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan mit Grünordnung am 18. Dezember 1991 endgültig gebilligt. Das darauffolgende Umlegungsverfahren führte zu unzähligen Schriftstücken zwischen vielen Beteiligten. Als kurze Anmerkung dazu kann erwähnt werden, dass diese Unterlagen drei Umzugskisten mit Belegen füllen.
1993 Autobahn
Der Ausbau der Autobahnverbindung der A92 zur A8, dem Autobahndreieck München Feldmoching, mit Unterführung zur Siedlung, erstreckte sich über den Zeitraum von 1989 bis 1993.
1993 Straßennamen
Seit April 1993 beschäftigte sich das Baureferat mit den Namen der fünf Erschließungsstraßen. Für die Benennung wurde in Bezug zur Schwarzhölzlstraße, welche als Flurname „ehemals großer Föhrenbestand“ bedeutete, auf Flur- bzw. Gewässernamen aus dem Buch „Feldmoching“ vom Schriftsteller Volker Laturell zurückgegriffen. Der Name „Schörgenwiesenweg“ geht vermutlich auf die Wismad eines Feldmochinger Kaplans Jörg „Schörge“ Stupf zurück, der 1429 anlässlich eines Grundstückskauf erwähnt wird. Ein „abgehauenes oder geschnittenes Stück“ beiderseits des Würmkanals besagt der Name „Schlottwiesenweg“. Die im Moos häufig vorhandenen Birken geben dem „Berchardweg“ seinen Eigennamen. Der Weg, den früher der Geistliche in der Regel nahm um zur Ausübung seines Amtes in einen Nachbarort zu gelangen, wird als „Am Pfaffensteig“ bezeichnet. Ein Seitenlauf des Mühlbaches, der wegen seiner entstandenen lnseln „Au“ genannt wurde, erteilt der „Auwasserweg“ seinen Namen.
1994/1995 Kanal Straßenunterbau
Die Kanäle in der Schwarzhölzlstraße und den Seitenstraßen wurden in den Jahren 1994/1995 fertiggestellt und die jeweiligen Anwohner aufgefordert ihre Entwässerungsanlage an das städtische Kanalnetz anzuschließen. Zug um Zug nach Fertigstellung der Kanäle und des Straßenunterbaus erfolgte die Änderung der Straßenbezeichnungen, von ursprünglich „Schwarzhölzlstraße“ auf die jeweiligen Namen der Seitenstraßen und Nummerierung der einzelnen Häuser.
1994 erster Neubau nach der Legalisierung
Familie Reinhard und Gabi Höfler (geb. Hauke) erstellte den ersten Neubau der Siedlung nach der Legalisierung durch den Bebauungsplan.
1996 U-Bahn
Nachdem seit 1972 die S-Bahn eine Haltestelle in Feldmoching unterhält, war ein weiterer Meilenstein am 16. Oktober 1996 die Eröffnung der Endstation U2 in Feldmoching.
1996
Das Gebiet „Am Dratfeld / Sommerweide“ örtlich vor der Autobahn links zu finden, wurde in die Umlegung nicht mit einbezogen und erhielt 1996 eine Ankündigung von Beseitigungsverfügungen.
1997 Technischer Wandel
Verschiedene Unterlagen beziehen sich auf eine Telefonzelle, welche 1997 noch in der Siedlung existierte. Nach der Demontage dieser, aufgrund des technischen Wandels, wanderte der Briefkasten von der einen zur anderen Stelle, bis er schließlich an seinem heutigen Standplatz aufgestellt wurde.
2001 Straßenbaugenehmigung
Der Ausbau der Stichstraßen und der Schwarzhölzlstraße wurde am 04. Dezember 2001 vom Stadtrat genehmigt.
2002/2003 Erdgasanschluss
Im Jahre 1994/1996 wurde nach mehreren Anfragen der Siedler an die Stadtwerke München der Anschluss von Erdgas ausgeschlossen. Kurioserweise wurde dann, nachdem sich viele neue Anwohner anderweitig versorgt hatten, 2002/2003 die Erdgasleitung im Siedlungsgebiet verlegt.
2003 öffentliche Busverbindung
Seit dem 09. September 2003 wurde eine Verbesserung der Infrastruktur durchgeführt und die Busverbindung 172 an der Karlsfelderstraße mit Haltestelle Schwarzhölzlstraße in Betrieb genommen.
2005 Planung der Straßen
Die Stadt München erteilte am 27. Juli 2005 dem Baureferat den Planungsauftrag für die endgültige Herstellung der Erschließungsstraßen. Hier das entsprechnde Planungsdokument.
2008 Bestandsaufnahme der Siedlung
122 Gesamtbestand der Häuser, 75 Neubauten, 47 Häuser aus Altbestand, 28 unbebaute Grundstücke. Aus diesen Zahlen ist eine kontinuierliche Erneuerung der Siedlung bis zum Jahr 2008 bereits zu 50% erfolgt. Der Anteil an Häusern aus Altbestand betrug noch ca. 30%. Die restlichen 20% erstrecken sich auf die unbebauten Grundstücke.
2008 Straßenausbau
Den Zustand der Zufahrtsstraßen zu den Siedlungshäusern konnte man zuletzt mit „Stoßdämpferteststrecke für die PKWs“ recht verständlich beschreiben. Einerseits erfreute der Beginn des Straßenausbaus der Stichstraßen: Am Pfaffensteig, Auwasserweg, Berchardweg, Schlottwiesenweg und Schörgenwiesenweg ab 07. Juli 2008, andererseits wurde deutlich kommuniziert, dass die Stadt München die Finanzierung dieser Erschließungskosten auf die Siedler umlegen wird. Restarbeiten aus Reklamationen des Straßenausbaus sollen im Frühjahr 2011 fachgerecht ausgeführt werden. Vermutlich erhalten die Siedler die Rechnungen für die Erschließungskosten der jeweiligen Grundstücke in 2011/2012. Aufgrund der sich immer noch hinziehenden Verhandlungen der Grundstückskäufe durch die Stadt wurde die Schwarzhölzlstraße beim Straßenausbau zurück gestellt.
2011 bis heute
Durch die Erneuerung der Siedlung verändert sich die überwiegende Zugehörigkeit von sozial schwachen Bewohnern zu einkommensstärkeren Haushalten. Nicht zuletzt bedingt durch die hohen Anschaffungs- und Baukosten. Auch die Ansiedelung von jungen Familien mit Kindern verändert das Bild der Siedlung kontinuierlich. Dank der begrenzten Anzahl und geringen Größe der Häuser, der ländlichen und relativ ruhigen Umgebung, der Nähe zum Feldmochinger See und Regattasee, der Joggingwege in freier Natur, der Möglichkeit zu Spaziergängen und nicht zuletzt wegen der Reit- und Radwege kann „das Schwarzhölzl“ im Münchner Norden als Geheimtipp gelten.
Quelle: Inhaltlich zu weiten Teilen aus der Festschrift zum 50sten Jubiläum des Siedlerverin Schwarzhölzl e.V. entnommen.